Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Schwarzwald-Tourismus

Eli­sa­beth Caru­a­na-Feser berich­tet in den Gun­del­fin­ger Nach­rich­ten (17.3.2021) über unse­ren The­men­abend Tou­ris­mus:

„Nach­hal­ti­ger Tou­ris­mus: (Wie) Geht das?“ unter die­sem Mot­to stand der The­men­abend des Orts­ver­bands Gun­del­fin­gen von Bünd­nis 90/Die Grü­nen, der kürz­lich online statt­fand. Die hoch­ka­rä­ti­gen Refe­ren­ten Astrid Späth (Geschäfts­füh­re­rin des mehr­fach für Nach­hal­tig­keit aus­ge­zeich­ne­ten Hotels Vic­to­ria, Frei­burg), Roland Schött­le (Geschäfts­füh­rer Natur­park Süd­schwarz­wald) und Danie­la Evers (MdL Bünd­nis 90/Die Grü­nen) tru­gen in Ein­gangs­state­ments ihre ganz spe­zi­el­len Infor­ma­ti­on zum The­ma bei, das danach von den Anwe­sen­den, dar­un­ter auch Ver­tre­ter der DEHOGA, der Schwarz­wald Tou­ris­mus GmbH, der Ener­gie­agen­tur Regio Frei­burg und des eben­falls mehr­fach aus­ge­zeich­ne­ten Umwelt­ho­tels See­ho­tel Wies­ler dis­ku­tiert und ver­tieft wurden.

Nach einer Schwei­ge­mi­nu­te für die Opfer des Kriegs in der Ukrai­ne lei­te­te die Mode­ra­to­rin der Ver­an­stal­tung Susan­ne Izadi vom Orts­vor­stand über zum The­ma der Ver­an­stal­tung. Gera­de auf­grund des Krie­ges und der Coro­na­pan­de­mie sei wei­ter mit einem ver­stärk­ten Inlands­tou­ris­mus zu rech­nen und daher die Dis­kus­si­on des The­mas Nach­hal­tig­keit im Tou­ris­mus wich­tig und weiterführend.

Astrid Späth vom Hotel Vic­to­ria schil­der­te, wie sich das Hotel schon seit 1985 für Umwelt­schutz und Nach­hal­tig­keit im Betrieb ein­set­ze. Inzwi­schen sei das Vic­to­ria „Null­emis­si­ons­ho­tel“, „Green Hotel“ und durch regel­mä­ßi­ge stren­ge Zer­ti­fi­zie­rung wei­ter auf dem Weg. Bereits 2000 und 2004 wie­der wur­de es als „Umwelt­freund­lichs­tes Hotel der Welt“ geehrt, hat neben ande­ren Aus­zeich­nun­gen auch den Umwelt­preis der Stadt Frei­burg erhal­ten. Seit 2006 kann sich Fami­lie Späth mit der EMAS-Zer­ti­fi­zie­rungs­ur­kun­de der IHK Frei­burg schmü­cken, die Betrie­be erhal­ten, die nach dem frei­wil­li­gen euro­päi­schen Umwelt­ma­nage­ment­mo­dell EMAS arbei­ten. Die regel­mä­ßi­ge EMAS-Rezer­ti­fi­zie­rung, so Späth, sei die schwie­rigs­te, aber auch die, die den Spät­hs ste­tig neue Ideen nahe­bräch­te und so für eine umwelt­be­wuss­te Wei­ter­ent­wick­lung und Moder­ni­sie­rung des Hotels stehe.

Dass Ver­net­zung bei Akti­vi­tä­ten für nach­hal­ti­gen Tou­ris­mus beson­ders wich­tig sei, beton­te Roland Schött­le, Geschäfts­füh­rer Natur­park Süd­schwarz­wald. Als Ver­ein mit viel­fäl­ti­gen Mit­glie­dern habe der Natur­park Süd­schwarz­wald auch viel­fäl­ti­ge Ver­bin­dun­gen. Der Ver­ein stre­be eine umfas­sen­de nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung der Regi­on an und ent­wick­le neue umwelt­be­wuss­te und umwelt­scho­nen­de Erleb­nis- und Rei­se­for­men. So wür­den zusam­men mit Part­nern, etwa dem Schwarz­wald­ver­ein, Wege und Loi­pen gepflegt, um ein wild­scho­nen­des Wald­er­le­ben zu för­dern. Genuss wer­de bei den Mit­glieds­be­trie­ben groß­ge­schrie­ben – aber eben mög­lichst mit regio­na­len Pro­duk­ten. Das Pro­jekt Volun­tou­ris­mus des Natur­park Süd­schwarz­wald för­de­re eine Rei­se­form, die frei­wil­li­ges Enga­ge­ment für Natur im Urlaub ermög­licht. Mit der Schil­de­rung einer Visi­on, wie ein noch wei­ter ent­wi­ckel­ter nach­hal­ti­ger Tou­ris­mus in ein paar Jah­ren aus­se­hen könn­te, begeis­ter­te Schött­le die Anwesenden.

Danie­la Evers, MdL Bünd­nis 90/Die Grü­nen, im Wirt­schafts­aus­schuss des Land­ta­ges tou­ris­mus­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Frak­ti­on von Bünd­nis 90/Die Grü­nen, sprach aus der Sicht der Poli­tik. Sie führ­te aus, dass der Tou­ris­mus Frei­burg und den länd­li­chen Raum drum­her­um stark prä­ge, wirt­schaft­lich ein bedeu­ten­der Fak­tor und Job­mo­tor sei. Öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit im Tou­ris­mus sei daher ein zen­tra­les Ziel der Lan­des­re­gie­rung; sie stüt­ze die ver­schie­de­nen Tou­ris­mus­ein­rich­tun­gen und för­de­re inno­va­ti­ve und nach­hal­ti­ge Ange­bo­te im Tou­ris­mus. Bei wei­te­ren Akti­vi­tä­ten für nach­hal­ti­gen Schwarz­wald­tou­ris­mus müs­se berück­sich­tigt wer­den, wie stark der Kli­ma­wan­del den Schwarz­wald, Städ­te, die Schwarz­wäl­der Land­schaft und Land­wirt­schaft und mit all dem auch den Tou­ris­mus im Schwarz­wald ver­än­de­re. Stei­gen­de Ener­gie­prei­se und die sich ver­schär­fen­de Was­ser­knapp­heit müss­ten eben­falls mit ein­be­zo­gen wer­den. Leit­li­nie für die Lan­des­re­gie­rung sei dabei die neue Tou­ris­mus­kon­zep­ti­on Baden-Württemberg.

In der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on wur­de über den Nut­zen von Zer­ti­fi­ka­ten gespro­chen. Auch MdL Evers hat­te ange­regt, ob es nicht sinn­voll sei, in ver­schie­de­nen Tou­ris­mus­be­rei­chen noch mehr Nach­hal­tig­keits­zer­ti­fi­ka­te ein­zu­füh­ren, da Gäs­te die­se durch­aus berück­sich­ti­gen wür­den. Zer­ti­fi­ka­te, so die Mei­nung der Hote­liers und Regio-Prak­ti­ker sei­nen äußerst hilf­reich, gäben Sicher­heit, dass man es rich­tig macht, und wür­den tat­säch­lich von Gäs­ten geschätzt, die dann Unter­künf­te, Ver­pfle­gungs­ein­rich­tun­gen und Frei­zeit­mög­lich­kei­ten danach aus­wähl­ten. Nur vor einer Über­flu­tung mit dann wenig aus­sa­ge­kräf­ti­gen Zer­ti­fi­ka­ten müs­se man sich hüten.

Ein­drück­lich kam in der Dis­kus­si­on der noch nicht opti­mal abge­stimm­te und erwei­te­rungs­be­dürf­ti­ge Öffent­li­che Per­so­nen­nah­ver­kehr zur Spra­che. So gut wie alle prak­tisch im Tou­ris­mus enga­gier­ten Teil­neh­men­den der Ver­an­stal­tung appel­lier­ten an die Poli­tik, den ÖPNV aus­zu­bau­en. Mobi­li­tät, so zeig­ten vie­le Unter­su­chun­gen, sei schließ­lich einer der größ­ten Kli­ma­kil­ler. Ange­regt wur­de auch, noch bes­ser als bis­her über bereits vor­han­de­ne Ange­bo­te zu infor­mie­ren, damit die­se von Gäs­ten und Anwoh­nern voll aus­ge­schöpft wer­den können.

Einig waren sich die Teil­neh­men­den am Schluss der Ver­an­stal­tung, dass man das The­ma ste­tig wei­ter­ent­wi­ckeln müs­se und mit­ein­an­der im Gespräch blei­ben will.