Themenabend »Lärmschutz in Gundelfingen«

Gundelfinger klagen über Krach – auch im Zentrum 

Von Andrea Stein­hart

Mi, 25. Juli 2018

Lan­des-Lärm­schutz­be­auf­trag­ter Tho­mas Mar­wein zu Besuch. 

GUNDELFINGEN. Das The­ma Schie­nen­lärm treibt vie­le Gun­del­fin­ger schon lan­ge um. Doch auch Stra­ßen­lärm rund um die Orts­mit­te, vor allem an der Bun­des­stra­ße, stört die Anwoh­ner. Dar­um ging es in einer Ver­an­stal­tung, zu wel­cher der Gun­del­fin­ger Grü­nen-Orts­ver­ein den von der Lan­des­re­gie­rung beru­fe­nen Lärm­schutz­be­auf­trag­ten Tho­mas Mar­wein ein­ge­la­den hatte.

 

»Lärm­schutz geht uns alle an, ob an der Stra­ße oder an der Bahn«, sag­te Anselm Hirt vom Vor­stand des Grü­nen-Orts­ver­eins Gundelfingen/Wildtal. Er stell­te die Fra­gen, wie lan­ge Gun­del­fin­ger Bür­ger noch war­ten sol­len, bis end­lich etwas gegen den Bahn­lärm getan wird und ob Lärm­schutz­wän­de sinn­voll sind, oder es bes­ser ist, den Lärm an der Quel­le zu reduzieren.

Tho­mas Mar­wein erklär­te: »Es braucht eine Gesamt­lärm­be­trach­tung sowie recht­li­che Rege­lung.« Alles wer­de immer ein­zeln begut­ach­tet: Straßen‑, Flug- und Schie­nen­lärm. »Wenn aber alles zusam­men­kommt, ist es ein­fach zu viel.« Weil Lärm­schutz in gro­ßen Tei­len von EU-Recht gere­gelt ist, sieht er wenig Hand­lungs­spiel­raum für das Land. Ein wei­te­res Pro­blem ist Mar­wein zufol­ge, dass es bei Lärm kei­ne Grenz­wer­te im klas­si­schen Sinn gebe, son­dern in unter­schied­li­chen Berei­chen ver­schie­de­ne Geset­ze gel­ten. »Hier muss es zu einer ein­heit­li­chen Gesetz­ge­bung kom­men«, for­der­te der Offenburger.

In Sachen Schie­nen­lärm in Gun­del­fin­gen ver­wies Mar­wein dar­auf, dass 70 Pro­zent der DB-Güter­wa­gen heu­te schon mit soge­nann­ten Flüs­ter­brem­sen aus­ge­stat­tet sei­en. Bis 2020 ist die Bahn ver­pflich­tet, den Schie­nen­lärm zu hal­bie­ren. »Güter­zü­ge, die dann zu laut sind, dür­fen nicht mehr in die Schweiz fah­ren.« Posi­tiv sei das Ver­spre­chen des Bun­des, alle Kom­mu­nen noch­mal in das Lärm­schutz-Pro­gramm auf­zu­neh­men – auch wenn sie bereits Schutz­wän­de und Schall­schutz­fens­ter erhal­ten hät­ten. »Wir alle wol­len, dass mehr Güter auf die Bahn kom­men, das geht aber nur mit sepa­ra­ten Glei­sen für Güter­zü­ge«, beton­te der Politiker.

»10 000 Men­schen in Gun­del­fin­gen sind aktu­ell vom Schie­nen­lärm betrof­fen, weil es gro­ße Lücken ent­lang der Lärm­schutz­wän­de gibt und sich die Tak­tung der Züge wesent­lich erhöht hat«, sag­te Peter Pen­no vom Ver­ein ATOKK (Alte Tras­se ohne Krach und Kata­stro­phen). Die angeb­lich lei­sen Güter­zü­ge fah­ren sei­ner Mei­nung nicht durch Gun­del­fin­gen: »Der Lärm der Bahn macht uns krank – wir for­dern einen ver­bes­ser­ten Lärm­schutz, wie die Ein­hau­sung der Glei­se und Schutz­wän­de zwi­schen den Bahn­stre­cken – das wür­de 50 Pro­zent des Lärms redu­zie­ren.« Für Anselm Hirt ist es inak­zep­ta­bel, dass die vor sie­ben Jah­ren errich­te­ten Lärm­schutz­wän­de im Wes­ten für die Men­schen im Osten der Gemein­de mehr Lärm bedeuteten.

 

Nicht nur Schie­nen­lärm war The­ma des Abends. Ein Neu­bür­ger berich­te­te über eine deut­li­che Zunah­me des Lärms in der Orts­mit­te. »Das Kopf­stein­pflas­ter und die Geschwin­dig­keit der Fahr­zeu­ge spie­len dabei eine Rol­le.« Seit es mehr Ein­kaufs­mög­lich­kei­ten in der Orts­mit­te gebe, füh­ren auch mehr Autos und der Lie­fer­ver­kehr habe deut­lich zuge­nom­men, ergänz­te ein ande­rer jun­ger Mann, der seit 2011 in der Orts­mit­te wohnt.

Bür­ger­meis­ter Rapha­el Walz ver­sprach zwar nicht, die Pflas­ter­stei­ne der Bun­des­stra­ße zu ent­fer­nen, aber nach Stra­te­gien zur Lärm­be­sei­ti­gung zu suchen. »Wir wer­den Geh­we­ge, die geöff­net wer­den müs­sen, in gebun­de­ner Bau­wei­se wie­der zuma­chen.« Ein wei­te­res Her­ab­set­zen des Tem­po­li­mits oder eine Blitz­an­la­ge in der Orts­mit­te, wie von den Zuhö­rern vor­ge­schla­gen wur­de, sei­en unrea­lis­tisch – zumal Gun­del­fin­gen laut dem Land­kreis die am bes­ten über­wach­te Gemein­de sei. Aller­dings wer­de haupt­säch­lich tags­über kon­trol­liert. »Uns ist bewusst, dass der Ver­kehr auf der Bun­des­stra­ße ein gro­ßes Lärm­pro­blem dar­stellt«, sag­te Walz. Rund 10 000 Autos pro Tag fah­ren auf der Haupt­ader der Gemein­de. »Lärm­schutz ist eine Zukunfts­auf­ga­be«, bilan­zier­te Mar­wein am Ende.

(Der Arti­kel erschien so in der Badi­schen Zei­tung am 25. August 2018)