Gemeinderatssitzung vom 27.03.2025

Haushaltsrede 2025

Rathaus

Sehr geehr­ter Herr Bür­ger­meis­ter,
sehr geehr­te Ratskolleg:innen, Ver­wal­tungs­mit­ar­bei­ten­de, Bür­ge­rin­nen und Bürger,

tra­di­tio­nell ist die Haus­halts­re­de ein Anlass, um auf das ver­gan­ge­ne und das neue Jahr zu blicken.

Bei der Gemein­de­rats­wahl 2024 sind in allen Frak­tio­nen jun­ge Men­schen gewählt wor­den. Die­se brin­gen in ihre Frak­tio­nen eben­so wie in die Rats­sit­zun­gen neue Ideen ein. Man­ches wird hin­ter­fragt. Das ist gut so, die­se Hal­tung brau­chen wir!

Denn wir leben in tur­bu­len­ten Zei­ten mit vie­len Ver­än­de­run­gen, auf die wir klug reagie­ren sollten.

So ist der Kli­ma­wan­del immer deut­li­cher zu spü­ren. Den­noch steht er nicht mehr weit genug oben auf der poli­ti­schen Agenda.

Und das ist nur ein Bei­spiel dafür, wie sich die Welt gera­de ver­än­dert – auch mit Aus­wir­kun­gen auf unse­re Gemeinde.

Die Her­aus­for­de­run­gen wach­sen. Umso wich­ti­ger ist es, im Haus­halt Prio­ri­tä­ten zu set­zen – und auch zu sagen, was nicht geht.

Ein sol­cher Haus­halt kann nur dann auf Akzep­tanz in der Bür­ger­schaft hof­fen, wenn Ent­schei­dun­gen begrün­det wer­den. Wir Grü­ne tre­ten seit unse­rer Grün­dung für Trans­pa­renz ein.

Wir regen daher an, die Bür­ger­schaft in Zukunft schon frü­her ein­zu­be­zie­hen. Und wir wer­den – das mag nicht jedem gefal­len – heu­te auch kri­ti­sche Punk­te anspre­chen. Ins­be­son­de­re stel­len wir fest, dass es nach wie vor Dis­kus­si­ons­be­darf dar­über gibt, wie die vie­len Bau­vor­ha­ben und Kon­zep­te umge­setzt werden.

Die­ses Jahr haben die Haus­halt­be­ra­tung beson­ders lan­ge gedau­ert und es war sehr schwie­rig, das Del­ta zwi­schen den geplan­ten Aus­ga­ben und den Ein­nah­men in den Griff zu bekommen.

Man­che Aus­ein­an­der­set­zung dazu wur­de im Rat und in den Gre­mi­en hart geführt. Dass unter­schied­li­che Frak­tio­nen unter­schied­li­che Zie­le ver­fol­gen – das ist Demo­kra­tie. Wich­tig ist, dass wir dann gemein­sam gute Lösun­gen fin­den und die­se ins­ge­samt akzeptieren!

Regel­mä­ßi­ge Abspra­chen zwi­schen den vier Frak­ti­ons­spre­chern haben sich bei den lan­gen Haus­halts­be­ra­tun­gen sehr bewährt.

Um gute Lösun­gen gerun­gen wur­de ins­be­son­de­re beim Stel­len­plan.

Die Ver­wal­tung hat auch in die­sem Jahr neue Stel­le bean­tragt und jede ein­zel­ne davon gut begrün­det. Eine moder­ne Gemein­de­ver­wal­tung hat viel­fäl­ti­ge Auf­ga­ben und braucht dafür Mit­ar­bei­ten­de mit Sach­kennt­nis und gro­ßem Engagement.

Die Bür­ger­schaft erwar­tet, dass die viel­fäl­ti­gen Dienst­leis­tun­gen im Rat­haus sach­ge­recht und zeit­nah erbracht werden.

Sie erwar­tet aber auch, dass ihre Steu­er­gel­der effi­zi­ent ein­ge­setzt wer­den und dass die kom­mu­na­len Gebüh­ren und Steu­ern bezahl­bar bleiben. 

Ein zen­tra­ler Punkt dafür ist die Digi­ta­li­sie­rung. Hier müs­sen wir in geeig­ne­te Hard- und Soft­ware sowie eine zusätz­li­che IT-Stel­le inves­tie­ren. Damit ver­bes­sern wir Effi­zi­enz und Daten­si­cher­heit der Ver­wal­tung. Den Bürger:innen und den Betrie­ben wer­den mehr Online­dienst­leis­tun­gen ange­bo­ten. Wir begrü­ßen es, dass der Haupt­amts­lei­ter auch ins­ge­samt die Pro­zes­se im gan­zen Rat­haus ver­bes­sern möch­te. Dass es dazu die eine oder ande­re neue Stel­le braucht, leuch­tet uns ein.

Wir alle sind sehr froh, dass sich die per­so­nel­le Situa­ti­on im Bau­amt deut­lich ver­bes­sert hat. Für die neu gewon­ne­ne Lei­tung gilt es nun, ein neu­es Team zu for­mie­ren und mit neu­em Schwung das Tages­ge­schäft und die geplan­ten gro­ßen Pro­jek­te anzugehen.

Einen wich­ti­gen Bei­trag für ein gutes Mit­ein­an­der zwi­schen Bür­ger­meis­ter, Füh­rungs­kräf­ten und Mit­ar­bei­ten­den erwar­ten wir von dem neu gewähl­ten Per­so­nal­rat. Wir gra­tu­lie­ren zur Wahl und dan­ken allen im Rat­haus Arbei­ten­den für ihre sehr enga­gier­te Arbeit im Jahr 2024! 

Ein Wer­muts­trop­fen ist die unzu­rei­chen­de Per­so­nal­aus­stat­tung im Bereich Sozi­al­ar­beit und Inte­gra­ti­on. Wir haben davon abge­se­hen, hier zusätz­li­che Stel­len zu for­dern. Wir wer­den sehr genau hin­schau­en, wie die Situa­ti­on in Gun­del­fin­gen sich ent­wi­ckelt und das The­ma erneut auf die Agen­da setzen.

Der zwei­te Schwer­punkt der lan­gen Ver­hand­lun­gen war die Fra­ge der Inves­ti­tio­nen. Was kann sich Gun­del­fin­gen zukünf­tig leis­ten – was sind Pflicht­auf­ga­ben – und wie viel Geld bleibt übrig für Din­ge, die wich­tig sind, aber eben nicht zwin­gend erforderlich?

Kon­kret fra­gen wir uns, ob es rea­lis­tisch ist, inner­halb der nächs­ten fünf Jah­re das Schwimm­bad zu sanie­ren, die Grund­schu­le kom­plett neu zu bau­en, das Feu­er­wehr­haus zu ver­grö­ßern und das neue Bau­ge­biet Näge­le­see Nord anzu­ge­hen. Wir haben da erheb­li­che Zweifel!

Wie sol­len die­se Pro­jek­te finan­ziert und umge­setzt wer­den? Kann die Gemein­de die Zins- und Til­gungs­las­ten ver­kraf­ten?  Oder müs­sen gemein­de­ei­ge­ne Grund­stü­cke ver­kauft werden?

Wir Grü­ne sehen hier noch vie­le unge­lös­te Fra­gen. Des­we­gen schla­gen wir vor, dass der Rat sich bei der nächs­ten Klau­sur inten­siv mit der Fra­ge befasst, was Gun­del­fin­gen sich zukünf­tig noch leis­ten kann – bei den Inves­ti­tio­nen, aber auch in Bezug auf die lau­fen­den Ausgaben!

Auf mehr Geld aus Stutt­gart oder Ber­lin zu war­ten, erscheint uns nicht sehr viel­ver­spre­chend. Ob die Eini­gung von Uni­on, SPD und Grü­nen auf einen neu­en Schul­den­rah­men für die Infra­struk­tur unse­re Spiel­räu­me als Gemein­de ver­grö­ßert, ist heu­te noch nicht abzusehen.

Wei­ter­hin müs­sen auch Bund und Land haus­hal­ten und wach­sen­de Auf­ga­ben mit begrenz­ten Mit­teln umsetzen.

Wir erwar­ten vom Bür­ger­meis­ter und von der Ver­wal­tung rea­lis­ti­sche Zeit- und Finan­zie­rungs­plä­ne für die gro­ßen Vor­ha­ben. Die­se müs­sen auch der Bevöl­ke­rung gegen­über gut begrün­det werden.

Die Grund­schu­le ist eine Pflicht­auf­ga­be der Gemein­de und in jeder Hin­sicht prio­ri­tär. Stei­gen­de Schü­ler­zah­len und die not­wen­di­ge Umstel­lung auf Ganz­tags­be­schu­lung erfor­dern zusätz­li­che Räume.

Wir tei­len die Begeis­te­rung für das vor­lie­gen­de Schul­haus­kon­zept und die sehr anspre­chen­den Bau­plä­ne für eine kom­plett neue Johann-Peter-Hebel-Schu­le. Aber ist das wirk­lich so umsetzbar?

Der Rat muss mit küh­lem Kopf ent­schei­den, ob ein Kom­plett­ab­riss und Neu­bau finan­zier­bar sind, ohne die Gemein­de­fi­nan­zen dau­er­haft zu über­las­ten und die ande­ren Pro­jek­te zu gefähr­den. Die Alter­na­ti­ve eines Teil­ab­ris­ses und eines klei­ne­ren Neu­baus im Gar­ten­weg, soll­te aus grü­ner Sicht sorg­fäl­tig geprüft werden.

Eine wei­te­re Pflicht­auf­ga­be der Gemein­de ist die Feu­er­wehr. Es ist völ­lig klar, dass die Feu­er­wehr an ihren bei­den Stand­or­ten am Herd­weg und im Wild­tal eine gute Aus­rüs­tung braucht und in die Gebäu­de inves­tiert wer­den muss. Wir sind sehr froh, dass es in Gun­del­fin­gen eine gro­ße Zahl an akti­ven Feu­er­wehr­frau­en und Män­nern gibt. Herz­li­chen Dank an die­ser Stel­le für Euren groß­ar­ti­gen Dienst.

Zu die­sen Vor­ha­ben kommt – Stich­wort Kli­ma­schutz! – der abseh­ba­re Bedarf von Inves­ti­tio­nen in das kom­mu­na­le Strom­netz und in die Wärmeversorgung.Dank der klu­gen Ent­schei­dun­gen frü­he­rer Gemein­de­rä­te haben wir erfolg­reich arbei­ten­de Gemein­de­wer­ke, die uns zuver­läs­sig und güns­tig mit Strom, Gas, Was­ser und Nah­wär­me versorgen.

In Anbe­tracht der Kli­ma­kri­se muss der CO2-Aus­stoß der Wohn­häu­ser und der Fahr­zeu­ge deut­lich sin­ken. Die bis­he­ri­gen Ener­gie­trä­ger Gas und Öl wer­den immer teu­rer und müs­sen durch erneu­er­ba­re Ener­gie ersetzt wer­den. Wär­me­pum­pen und E‑Mobilität eben­so wie die zuneh­men­de Ein­spei­sung von PV-Strom erfor­dert Inves­ti­tio­nen in das kom­mu­na­le Strom­netz. Dar­über hin­aus soll die Nah­wär­me­ver­sor­gung aus­ge­baut wer­den. Auch in die­sem Bereich muss der Gemein­de­rat klu­ge Ent­schei­dun­gen tref­fen. Dabei wird es auch um die Zukunft des in die Jah­re gekom­me­nen Ober­mat­ten­ba­des gehen.

Wir haben soeben über nächs­te Schrit­te für die Neu­ge­stal­tung des Son­ne­plat­zes bera­ten. Wir sind froh, dass sich hier etwas bewegt!

Sehr gute Arbeit haben unse­re Klimaschutzmanager:innen bei der Aus­ar­bei­tung des Gun­del­fin­ger Mobi­li­täts­kon­zepts geleis­tet. Dafür herz­li­chen Dank!

Das vom Rat beschlos­se­ne Kon­zept wird von der gut infor­mier­ten Bür­ger­schaft als wenig ambi­tio­niert bezeich­net. Vie­le der Maß­nah­men in die­sem eh schon aus­ge­dünn­ten Mobi­li­täts­kon­zept wer­den erst mit­tel- und lang­fris­tig umge­setzt wer­den können.

Für uns Grü­ne ist dies eine schwer zu schlu­cken­de Kröte.

Wir drän­gen wei­ter auf die zeit­na­he Umsetzung.

Es geht hier um die Aus­wei­sung von Fahr­rad­stra­ßen und einen guten Zugang zum RS6. Die weit­ge­hend auto­freie Gestal­tung des Son­ne­plat­zes muss eben­so im Fokus blei­ben wie siche­re Fuß­we­ge für älte­re Mit­bür­ger und für Fami­li­en mit Kindern!

Mit dem erst vor kur­zen ver­ab­schie­de­ten Bio­di­ver­si­täts­kon­zepts samt Bio­top­ver­bund­pla­nung kann es gelin­gen, dem Ver­lust der Bio­di­ver­si­tät einen Rie­gel vor­zu­schie­ben. Für die Aus­ar­bei­tung und fach­li­che Betreu­ung dan­ken wir an die­ser Stel­le Herrn Dr. Brink­mann und Frau Köh­ler sowie dem Team der Fir­ma FrInaT!

Das Kon­zept gibt uns einen Leit­fa­den an die Hand, um die Arten­viel­falt zu stär­ken, Lebens­räu­me zu ver­bes­sern und wie­der zu ver­grö­ßern. Auch ermög­licht es uns die Erstel­lung eines Öko­kon­tos. Damit ist ein fle­xi­ble­rer Umgang mit Aus­gleichs­flä­chen möglich.

Wir rufen alle Gundelfinger:innen dazu auf, sich an einer erfolg­rei­chen Umset­zung des Bio­di­ver­si­täts­kon­zep­tes zu betei­li­gen! Hier sind alle gefragt, die Land bewirt­schaf­ten – im Gar­ten eben­so wie in der Landwirtschaft!

Neben der Kli­ma­kri­se ist die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung eine der wich­tigs­ten Her­aus­for­de­run­gen für unse­re Gemeinde.

Das betrifft etwa die Kin­der­be­treu­ung.

wir freu­en uns als Grü­ne sehr, dass zwi­schen den Frak­tio­nen und der Ver­wal­tung ein guter Kom­pro­miss gefun­den wer­den konn­te, um die Situa­ti­on im Wald­kin­der­gar­ten zu verbessern.

Die Zahl der sehr alten und pfle­ge­be­dürf­ti­gen Men­schen in Deutsch­land wird von heu­te rund sechs auf bis zu zehn Mil­lio­nen im Jahr 2050 steigen.

Gleich­zei­tig sind die Mög­lich­kei­ten zur selbst­be­stimm­ten Gestal­tung des eige­nen Lebens ungleich ver­teilt. Auch für unse­re Kom­mu­ne wird es über kurz oder lang zu einer Pflicht­auf­ga­be wer­den, den älte­ren Men­schen in unse­rem Ort gerecht zu werden.

Ein High­light im Jahr 2025 ist daher auch für unse­re Frak­ti­on der Ein­zug der Bewohner:innen in das Pro­jekt Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­woh­nen am Schob­bach. Die­ses Vor­ha­ben haben wir seit vie­len Jah­ren inten­siv beglei­tet. Die ers­ten Bewoh­ner wer­den im Juni die­ses Jah­res ihre Woh­nun­gen bezie­hen, die Lebens­hil­fe wird ihre Räum­lich­kei­ten mit Leben fül­len. Es gibt bereits Interessent:innen für die ers­te teil­wei­se selbst­ver­ant­wor­te­te Pfle­ge­wohn­grup­pe. Gun­del­fin­gen hat sich neben fünf ande­ren Gemein­den aus dem Land­kreis bereit erklärt, sich als „Sor­gen­de Gemein­schaft“ zu enga­gie­ren. Die­se Akti­vie­rung der Zivil­ge­sell­schaft ist gera­de auf­grund des stark vor­an­schrei­ten­den demo­gra­phi­schen Wan­dels ein wich­ti­ger und rich­ti­ger Schritt.

Wir dan­ken daher den unzäh­li­gen ehren­amt­li­chen Mitbürger:innen, die moti­viert und enga­giert dazu bei­tra­gen, das MGW am Schob­bach mit Leben zu fül­len und gute Quar­tiers­ar­beit zu leisten!

Abschlie­ßend bedan­ken wir uns noch ein­mal bei der Gemein­de­ver­wal­tung, ins­be­son­de­re bei Käm­me­rer Herrn Binz und sei­nem Team für die her­vor­ra­gen­de Arbeit bei der Erstel­lung des Haus­halts und die vie­le Geduld in unse­ren lan­gen Sitzungen!

Zusam­men­fas­send kann ich im Namen der grü­nen Frak­ti­on fest­hal­ten: wir stim­men dem Haus­halt für 2025 wie vor­ge­legt zu.

In Bezug auf die gro­ßen Inves­ti­ti­ons­pro­jek­te der Gemein­de und die mit­tel­fris­ti­ge Finanz­pla­nung sehen wir wei­ter­hin gro­ßen Diskussionsbedarf.

Wir wer­den dar­auf drän­gen, dass die­se Fra­gen im Rat und mit der Bevöl­ke­rung zeit­nah bera­ten werden!

Herz­li­chen Dank!

Für die Fraktion

Dr. Bea­te Fischer-Wackes

Dr. Mat­thi­as Schmidt-Eule