Agro-Gentechnik – eine Technologie mit vielfachen Risiken

Momentaufnahme der Veranstaltung

Im Rück­blick auf die Ver­an­stal­tung am 7. März 2006 im Kul­tur- und Vereinshaus

Infomarkt, Film und Podiumsdiskussion boten Forum zur Meinungsbildung

Zu einer Ver­an­stal­tung des Orts­ver­bands Gun­del­fin­gen-Wild­tal und des Kreis­ver­ban­des von Bünd­nis 90/ Die Grü­nen zur Agro-Gen­tech­nik konn­te Ger­lin­de Wes­ter­may­er vom Orts­vor­stand zahl­rei­che inter­es­sier­te Gäs­te begrü­ßen. Sie erin­ner­te an die Gen-Camps in Bug­gin­gen 1995–97 und warn­te vor einer schlei­chen­den Ein­füh­rung und Aner­ken­nung gen­tech­nisch ver­än­der­ter Pro­duk­te. Dage­gen sei­en Auf­klä­rung und brei­te Bünd­nis­se notwendig.

Vie­le hat­ten sich bereits zuvor an den Stän­den mit viel­fäl­ti­gen Infor­ma­tio­nen etwa zum Gen-Ethi­schen Netz­werk und dem Ziel einer Gen­tech­nik­frei­en Regi­on Ober­rhein ver­sorgt, oder sich bei dem Gun­del­fin­ger Bioland–Betrieb Klos­ter­hof über den Anbau und Bezug von gen­tech­nik­frei­em Obst und Gemü­se kun­dig gemacht. An den Stän­den der Grü­nen Jugend Gun­del­fin­gen und der Grü­nen Gun­del­fin­gen konn­ten inter­es­sier­te Besu­cher neue Erkennt­nis­se zur Agro-Gen­tech­nik gewinnen.

In Aus­schnit­ten aus dem sehr ein­drucks­vol­len Doku­men­tar­film von Bert­ram Ver­haag und Gabrie­le Krö­ber »Leben außer Kon­trol­le – von Gen­food und Desi­gner­ba­bys“ aus dem Jahr 2004 wur­den an kon­kre­ten Bei­spie­len die Aus­wir­kun­gen beim Ein­satz von gen­ma­ni­pu­lier­tem Raps in Kana­da oder gen­ma­ni­pu­lier­ter Baum­wol­le in Indi­en gezeigt. Es wur­de die Abhän­gig­keit von den gro­ßen Che­mie­kon­zer­nen deut­lich, und es wur­de doku­men­tiert, mit welch fal­schen Ver­spre­chen und gro­ßem Wer­be­etat indi­sche Baum­woll­bau­ern zum Kauf der gen­ma­ni­pu­lier­ten teu­ren Baum­woll­saat ver­führt und anschlie­ßend durch Miss­ern­ten in den finan­zi­el­len Ruin getrie­ben wur­den. Man sah die Trä­ge­rin des Alter­na­ti­ven Nobel­prei­ses Van­da­na Shi­va bei ihrem Kampf gegen die gro­ßen Che­mie­kon­zer­ne und in ihrem Ein­satz für die viel­fäl­ti­gen ursprüng­li­chen Saa­ten. Es wur­de in dem Film der nor­we­gi­sche For­scher Prof. Ter­je Tra­a­vik vom Insti­tut für Gen-Öko­lo­gie in Nor­we­gen vor­ge­stellt, einer der weni­gen unab­hän­gi­gen For­scher, der sich kri­tisch mit den lang­fris­ti­gen Fol­gen der Gen­ma­ni­pu­la­ti­on aus­ein­an­der­setzt, und der vom begeis­ter­ten Befür­wor­ter auf­grund sei­ner For­schungs­er­geb­nis­se zum gro­ßen Kri­ti­ker und War­ner wur­de. Er plä­dier­te für eine unab­hän­gi­ge Risi­ko-For­schung und der unge­schön­ten Ver­öf­fent­li­chung der Forschungsergebnisse.

In der anschlie­ßen­den Podi­ums­dis­kus­si­on griff die Mode­ra­to­rin Maja Schell­horn die soeben gese­he­nen Ein­drü­cke auf und dis­ku­tier­te die­se mit dem Land­tags­kan­di­da­ten und Öko-Win­zer Rein­hold Pix und dem Vor­stands­mit­glied des Bun­des­ver­bands Naturkost/Naturwaren Ein­zel­han­del e.V. (BNN-EH ) Harald Wurm. Dass sich gen­tech­nisch erzeug­te Pflan­zen nicht ein­zäu­nen las­sen, sei ein Pro­blem, das bio­lo­gisch arbei­ten­de Bau­ern und Imker bald in Deutsch­land zu spü­ren bekom­men wür­den, stell­te Pix klar. Es gehe dabei nicht nur um die wirt­schaft­li­che Exis­tenz der Land­wir­te, son­dern ganz ele­men­tar um die Erhal­tung der Arten­viel­falt von Pflan­zen und Tie­ren, die durch die Agro-Gen­tech­nik glo­bal bedroht ist. Die Viel­falt der Bio-Label macht es dem Ver­brau­cher schwer »die Spreu vom Wei­zen« zu tren­nen. Gibt es doch in die­sem Bereich vom sehr wei­chen – und teil­wei­se frag­wür­di­gen – EU-Bio-Label bis hin zu Bio­land und Deme­ter einen brei­ten Bereich land­wirt­schaft­li­cher Pro­duk­ti­ons­wei­sen, deren Pro­duk­te ent­spre­chend unter­schied­li­cher Qua­li­tät sei­en, ver­deut­lich­te Wurm. Gute Hil­fen beim Ein­kauf für Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher böten leicht ver­ständ­li­che Infor­ma­ti­ons­bro­schü­ren von Umwelt­ver­bän­den wie BUND und Greenpeace.

Poli­tisch sei der Umbau des frü­he­ren Land­wirt­schafts-Minis­te­ri­ums zu einem ver­brau­cher-ori­en­tier­ten Minis­te­ri­um durch die grü­ne Minis­te­rin Rena­te Kün­ast weg­wei­send gewe­sen. Gen­tech­nisch ver­än­der­te Zuta­ten in Lebens­mit­teln müs­sen bei uns gekenn­zeich­net wer­den. Das konn­ten die GRÜNEN in der letz­ten Bun­des­re­gie­rung gegen die Gen­tech­nik-Lob­by durchsetzen.

In der leb­haf­ten Dis­kus­si­on mit dem Publi­kum wur­de unter ande­rem der Wunsch nach einer ein­deu­ti­ge­ren Kenn­zeich­nung gen­tech­nisch ver­än­der­ter Pro­duk­te z.B. durch ein spe­zi­el­les Logo deut­lich. Dann könn­ten die Verbraucher/innen, die nach Umfra­gen zu 80% gen­tech­nisch ver­än­der­te Pro­duk­te ableh­nen, wirk­lich gezielt ein­kau­fen ohne erst eine Lupe für das Klein­ge­druck­te ver­wen­den zu müssen.

Harald Wurm wies dar­auf hin, dass jeder Ein­kauf eine poli­ti­sche Tat ist, die von allen jeden Tag getan wird und beein­flusst, was pro­du­ziert und auf den Markt gebracht wird.

Die natür­li­che Land­wirt­schaft mit gesun­den Pro­duk­ten sei sein poli­ti­sches Ziel und dafür will Pix als Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter ein­ste­hen. Mit den GRÜNEN for­der­te er u.a. ein garan­tier­tes Recht auf gen­tech­nik­freie Pro­duk­ti­on, die Bei­be­hal­tung des Gen­tech­nik-Geset­zes mit den Schutz­stan­dards, kei­ne Auf­wei­chung der Haf­tungs­re­geln, die Schaf­fung und Unter­stüt­zung gen­tech­nik­frei­er Regio­nen. Ein gen­tech­nik­frei­es Baden-Würt­tem­berg wie im Wahl­pro­gramm der GRÜNEN beschrie­ben, sei auch sein Ziel.

In per­sön­li­chen Gesprä­chen beim abschlie­ßen­den Umtrunk konn­te der Land­tags­kan­di­dat Rein­hold Pix sei­ne Aus­füh­run­gen noch ver­tie­fen und sein Enga­ge­ment für eine nach­hal­ti­ge, gen­tech­nik-freie Lebens­mit­tel­er­zeu­gung noch­mals deut­lich machen.

Links zum Thema Agro-Gentechnik

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen und Flug­blaet­ter der Bun­des­tags­frak­ti­on. Hier eine klei­ne Auswahl:

www.gruene-bundestag.de/cms/flugblaetter/dokbin/96/96536.pdf

www.gruene-bundestag.de/cms/flugblaetter/dokbin/96/96537.pdf

www.gruene-bundestag.de/cms/flugblaetter/dokbin/96/96810.pdf

 

Mit­ma­chen bei Inter­net­ak­tio­nen gegen Gentechnik:

www.stoppt-seehofer.de

de.einkaufsnetz.org/gentechnik/21055.html

de.einkaufsnetz.org/kampagnen/gentechnikfreier_kuehlschrank/13339.html 

www.bantam-mais.de

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