Sinn und Zweck eines Radschnellwegs ist die Verknüpfungen von wichtigen Zielbereichen in größeren Entfernungen mit entsprechend hohem Quell- und/oder Zielverkehr. Im Vordergrund steht das sichere und unkomplizierte Befahren bei hohen Geschwindigkeiten.
Grundsätzlich sollen Radschnellwege das Umsteigen vom PKW auf das Fahrrad attraktiv machen, schnelle und gut ausgebaute Verbindungen ohne Verzögerungen durch Kreuzungen und Ampeln können dies ermöglichen.
Ist die Umsetzung dieses Ziels mit einer Streckenführung für 12.000 Fahrradfahrer durch Gundelfingen überhaupt zu erreichen?
Die Planungen des Regierungspräsidiums für den neuen Radschnellweg RS6 durch Gundelfingen sind bereits in vollem Gange. So plant das Regierungspräsidium Freiburg eine innerörtliche Streckenführung östlich der Bahnlinie.
Entlang der vom RP angedachten Strecke gibt es unserer Meinung nach viele schwierige und strittige Kreuzungspunkte und Engstellen. So das Gebiet um den Bahnhof, der Glotterpfad mit Einmündung des RS6 aus der unteren Waldstraße, der Wolfsgrubenweg, die Unterführung unter der Wildtalstraße oder auch das Obermattengebiet. Diese Trassenführung ist bekanntlich nur durch große Baumaßnahmen zu entschärfen, um Konflikte mit kreuzenden Fußgängern und Autos zu vermeiden.
In solchen kritischen Bereichen werden z.B. in den Niederlanden die Fahrradfahrerinnen in die Pflicht genommen, aufmerksam zu sein, und auf die schwächeren Verkehrsteilnehmerinnen Rücksicht zu nehmen. Erst wenn die Unfallgefahr zu hoch ist, wird nachgesteuert. Ist ein solch solidarisches Verhalten auch hier zu Lande denkbar? Oder geht es ausschließlich darum schnell und reibungslos von A nach B zu gelangen?
Setzten wir voraus, dass das Regierungspräsidium die Sicherheit in den Vordergrund stellt, könnten hier gemeinsam mit Anwohnern und Gemeinde zufriedenstellende Lösungen gefunden werden. Doch wollen wir dafür wirklich eine 5 Meter breite Straße neben einem Fußweg in einem Landschaftsschutzgebiet in Kauf nehmen? Müssen wir nicht dafür Sorge tragen die Wiesen und vorhandenen Äcker zu schonen? Eine derartige Versiegelung sollte unserer Meinung nach verhindert und die vorhandenen Ressourcen erhalten werden.
Unserer Meinung nach muss die westlich der B3 gelegene Variante mit ihren gut ausgebauten, ausreichend breiten Wirtschaftswegen, als Alternative berücksichtigt werden. Sie ermöglicht eine Streckenführung bis zum Beginn der Zinkmattenstraße/Mooswaldallee und damit einen Anschluss an den Freiburger Radschnellweg FR2 im Bereich der Güterbahnlinie.
Im Gegensatz zur Streckenführung durch den Ort bietet diese Variante für die stark zunehmenden E‑Bike Nutzer und Pedelec Fahrer eine nahezu kreuzungsfreie und damit schnell zu befahrbare Alternative. Diese Strecke kann und darf in der Planung nicht vergessen werden und muss zwingend berücksichtig werden. Ein Durchstich unter der Straße nach Vörstetten und ein Ausbau im Bereich der Grünschnittanlage sowie im Bereich der Einmündung an der Kreuzung Zinkmattenstraße/Mooswaldallee wären nötig. Sollte diese Variante nicht die nötige Zustimmung bekommen, wünschen wir uns die Bereitstellung von Geldern um diese Alternative am Ende verkehrssicher und optimal nutzbar zu machen.
Unabhängig vom RS6 nutzen viele Gundelfinger Bürger die Strecke nach Freiburg östlich der Bahnlinie. Hier wäre in weiten Teilen eine Trennung von Fußweg und Fahrradweg sinnvoll. Dies ist jedoch mit deutlich geringeren Baumaßnahmen und geringerer Versiegelung möglich, wenn nicht weitere Verkehrsströme auf diese Strecken gelenkt werden.
Wir unterstützen ausdrücklich den geplanten Ausbau der Fahrradinfrastruktur. Doch fordern wir eine Mitsprache der angrenzenden Gemeinden bei der Planung und eine erneute Prüfung der Streckenvariante westlich der B3 als Trasse für den Radschnellweg RS6.
Dr. Inken Gabriel und Dr. Beate Fischer-Wackes