Redebeitrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – Sitzung des Gemeinderats Gundelfingen am 15.12.2022

Sehr geehr­ter Herr Bür­ger­meis­ter Walz,
sehr geehr­te Gemein­de­rä­tin­nen und ‑räte und Mit­ar­bei­ten­de der Ver­wal­tung,
sehr geehr­te Bür­ge­rin­nen und Bürger,

ein sehr ereig­nis­rei­ches Jahr 2022 geht zu Ende, in dem die welt­wei­ten Ver­wer­fun­gen gro­ße Schat­ten auf unse­re beschau­li­ches Gun­del­fin­gen gewor­fen haben. Betrach­ten möch­te ich auch posi­ti­ve Ent­wick­lun­gen in unse­rem Ort und eini­ge Her­aus­for­de­run­gen des kom­men­den Jahres.

Der rus­si­sche Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne ver­ur­sacht dort unend­li­ches Leid und sinn­lo­se Zer­stö­run­gen, er hat Aus­wir­kun­gen welt­weit ins­be­son­de­re in den ärme­ren Län­dern und auch auf unse­ren All­tag in Gun­del­fin­gen, durch stei­gen­de Prei­se für Ener­gie und all­täg­li­che Din­ge. Sehr erfreu­lich ist die tat­kräf­ti­ge Unter­stüt­zung vie­ler Gun­del­fin­ger Bürger:innen für die Ukrai­ne-Hil­fe und für die Men­schen, die nach Gun­del­fin­gen geflo­hen sind. Als Gemein­de ste­hen wir vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen, die­se men­schen­wür­dig unter­zu­brin­gen und sind drin­gend auf wei­te­ren Wohn­raum ange­wie­sen. Ich appel­lie­re ein­dring­lich an alle Besit­zer von leer­ste­hen­den Immo­bi­li­en im Ort, die­se zur Ver­fü­gung zu stel­len und sich beim Rat­haus zu mel­den, um zeit­nah fai­re Miet­ver­trä­ge mit der Kom­mu­ne abzu­schlie­ßen. Con­tai­ner, ande­re Pro­vi­so­ri­en und die Bele­gung von Turn­hal­len soll­ten mög­lichst ver­mie­den wer­den. Wir set­zen daher auf die Anmie­tung von Woh­nun­gen und den Bau einer Unter­kunft auf einem gemein­de­ei­ge­nen Grund­stück. Der Hand­lungs­druck ist groß, weil die­ses Jahr bereits mehr Men­schen nach Deutsch­land gekom­men sind als 2015/16 und mit wei­te­ren Flucht­be­we­gun­gen aus der Ukrai­ne sowie ande­ren Kri­sen­ge­bie­ten zu rech­nen ist.

Der Kli­ma­wan­del zeigt sich immer deut­li­cher auch in unse­rem All­tag in Gun­del­fin­gen, ins­be­son­de­re durch den sehr hei­ßen und tro­cke­nen Som­mer. Bürger:innen und Gemein­de sind auf­ge­ru­fen ihren Bei­trag zu leis­ten, um den Res­sour­cen­ver­brach zu sen­ken und den Ort grü­ner zu gestal­ten. Die Ener­gie- und Ver­kehrs­wen­de braucht gro­ße Anstren­gun­gen auch von den Kom­mu­nen und von allen Bürger:innen, etwa durch ver­mehr­te Nut­zung von Fahr­rä­dern und ÖPNV.

Gemein­de­rat und Ver­wal­tung haben gemein­sam vie­les umge­setzt wie das neue Kin­der­haus, die Jugend­hüt­te und erneu­er­te Spiel­plät­ze. Wir haben uns für die nächs­ten Jah­re eini­ge Groß­pro­jek­te vor­ge­nom­men: Geplant ist ein neu­es Bau­ge­biet, der Neu­bau der Grund­schu­le, die Erwei­te­rung der Feu­er­wehr und die Sanie­rung des Ober­mat­ten­ba­des, um nur die wich­tigs­ten zu nen­nen. Wir Grü­nen behal­ten bei der Umset­zung der oben genann­ten Pro­jek­te immer die öko­lo­gi­schen Aspek­te im Blick und set­zen uns für einen mög­lichst gerin­gen Res­sour­cen­ver­brauch ein. Dies gilt ins­be­son­de­re für das geplan­te Bau­ge­biet Näge­le­see Nord und das Mobi­li­täts­kon­zept. Aus unse­rer Sicht ist es an der Zeit den knap­pen öffent­li­chen Raum neu zu ver­tei­len: Vor­rang für Fuß­gän­ger, Rad­ver­kehr und ÖPNV sowie mehr Lebens­qua­li­tät durch Grün, statt wei­te­re Flä­chen für Autos zu versiegeln.

Durch einen gro­ßen Anbau, der eine begrün­te Fas­sa­de und Dach bekom­men soll­te, bekommt die Gun­del­fin­ger Feu­er­wehr end­lich den not­wen­di­gen Platz, um ihren viel­fäl­ti­gen Auf­ga­ben gerecht zu wer­den. Vie­len Dank den Feu­er­wehr­frau­en und ‑män­nern für ihren wert­vol­len Dienst! Die Sanie­rung des Schwimm­ba­des begrü­ßen wir eben­so wie die bal­di­ge Inbe­trieb­nah­me des neu­en Kin­der­hau­ses, das wesent­lich zu einem ver­bes­ser­ten Betreu­ungs­an­ge­bot beiträgt.

Der Neu­bau der Grund­schu­le und ihre Umge­stal­tung in eine Ganz­ta­ges­schu­le wird mit­tel­fris­tig gro­ße Ver­bes­se­run­gen für die Kin­der und ihre päd­ago­gi­schen Kräf­te brin­gen. Zunächst müs­sen wir jedoch die ent­spre­chen­den bau­li­chen und fach­li­chen Kon­zep­te erar­bei­ten und die Umset­zung mit­ein­an­der vor­an­trei­ben. Ob uns dies wie geplant und vom Gesetz­ge­ber vor­ge­ge­ben bis zum Schul­jahr 2026/27 gelingt? Blei­ben wir dran und tun wir gemein­sam unser Bes­tes zum Woh­le der Kinder. 

Es ging die­ses Jahr vor­an mit dem geplan­ten Bau­ge­biet im Näge­le­see-Nord; ein zwei­stu­fi­ger Pla­nungs­wett­be­werb wur­de durch­ge­führt, der inter­es­san­te Ergeb­nis­se gebracht hat. Die eigent­li­che Arbeit liegt jedoch noch vor uns, ein Bau­plan muss erst­stellt, die Grund­stü­cke zuge­teilt und das Gelän­de erschlos­sen wer­den, bevor in eini­gen Jah­ren tat­säch­lich Häu­ser gebaut wer­den kön­nen. Für die grü­ne Frak­ti­on sind dabei zwei Aspek­te zen­tral für die Fra­ge, ob wir das Pro­jekt wei­ter mit­tra­gen kön­nen: die res­sour­cen­scho­nen­de Umset­zung mit viel Grün und inno­va­ti­ver Ener­gie­ver­sor­gung sowie eine gutes Mobi­li­täts­kon­zept. Schon heu­te gibt es deut­lich zu vie­le Autos in der Orts­mit­te und ca. 300 neue Wohn­ein­hei­ten bzw. ihre Bewohner:innen brin­gen zusätz­li­chen Verkehr. 

Die seit vie­len Jah­ren geplan­te und dis­ku­tier­te Stra­ßen­bahn könn­te eine Lösung sein. Es gilt zeit­nah über die­se oder sinn­vol­le Alter­na­ti­ven nach­zu­den­ken und zu ent­schei­den. Wie der ein­zel­ne Bür­ger oder die ein­zel­ne Gemein­de­rä­tin zur Stra­ßen­bahn steht, ist weni­ger erheb­lich als die Erkennt­nis, dass eine Beschluss­fas­sung dazu nicht län­ger war­ten kann, da sonst für die Stra­ßen­bahn­tras­se viel wert­vol­le Flä­che im Gemein­de­be­sitz frei­ge­hal­ten wer­den müss­te. Da es sich um eine für die Orts­ent­wick­lung zen­tra­le Fra­ge­stel­lung han­delt, die vor der Fein­pla­nung des Näge­le­see-Gebie­tes geklärt wer­den soll­te, hal­ten wir Grü­nen es für ange­zeigt, die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger mit­tels eines Rats­be­geh­rens zu befragen. 

Es wird jedoch eine gro­ße finan­zi­el­le Her­aus­for­de­rung sein, die­se genann­ten Pro­jek­te wie geplant umzu­set­zen und zu finan­zie­ren. Es ist ein Gebot der Ehr­lich­keit gegen­über den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Haus­halts­la­ge nicht mehr so gut ist wie in den letz­ten Jah­ren und die stei­gen­den Zin­sen gro­ße Schwie­rig­kei­ten auch für öffent­li­che Bau-Pro­jek­te ver­ur­sa­chen. Ein gro­ßes Dan­ke­schön geht an die­ser Stel­le an die Gewer­be­trei­ben­den und alle Bürger:innen Gun­del­fin­gens, die mit ihren Steu­ern die Grund­la­gen für unse­re gute Infra­struk­tur und unser Gemein­we­sen sichern.

Die­ses Jahr haben die Gun­del­fin­ger Bür­ge­rin­nen und Bür­ger Sie, Herr Bür­ger­meis­ter Walz, mit einem sehr deut­li­chen Ergeb­nis wie­der­ge­wählt, wir freu­en uns auf eine wei­ter­hin gute Zusam­men­ar­beit mit Ihnen. 

Die im Mai 2024 anste­hen­de die Wahl des Gemein­de­ra­tes wird uns bereits 2023 mehr und mehr beschäf­ti­gen, weil legi­ti­mer­wei­se alle Frak­tio­nen ihr Pro­fil schär­fen und im demo­kra­ti­schen Wett­be­werb um Stim­men wer­ben wer­den. Wir Grü­nen wür­den es jedoch sehr begrü­ßen, wenn der Wahl­kampf nicht vor der Zeit begon­nen und der Gemein­de­rat unter der Lei­tung des Bür­ger­meis­ters die wert­vol­le Zeit bis zum Som­mer 2023 nut­zen wür­de, um die anlie­gen­den Auf­ga­ben gemein­sam anzu­ge­hen und die gro­ßen Pro­jek­te ein gutes Stück voranzubringen. 

Ein Wort sei noch erlaubt zum Mit­ein­an­der in die­sem Gemein­de­rat: ich wür­de mir etwas mehr Aus­ge­wo­gen­heit wün­schen, d.h. mehr von den Schweig­sa­men in unse­rer Run­de hören und weni­ger von denen, die durch gro­ße Wor­te ihre Frak­tio­nen domi­nie­ren. Die grü­ne Gemein­de­rats­frak­ti­on bedankt sich herz­lich für das gute Zusam­men­wir­ken im Rat und mit der Ver­wal­tung: Wir wün­schen Ihnen und Euch ein fro­hes Weih­nachts­fest und alles Gute für 2023. 

Dr. Inken Gabriel