Veranstaltungsbericht

Rechtsanspruch auf Ganztag kommt auf Gundelfingen zu

Anne Steiner und Katja Wurzel

Ab Sep­tem­ber 2026 gilt auch in Gun­del­fin­gen der Rechts­an­spruch auf eine Ganz­tags­be­treu­ung für Grund­schul­kin­der. Gemein­de­rä­tin Anne Stei­ner infor­mier­te dar­über, was das »Gesetz zur ganz­tä­gi­gen För­de­rung von Kin­dern im Grund­schul­al­ter (Ganz­tags­för­de­rungs­ge­setz – GaFöG)« kon­kret für Gun­del­fin­gen bedeutet. 

Gere­gelt sei dort, dass Grund­schul­kin­der einen Anspruch auf För­de­rung in einer Tages­ein­rich­tung und damit Zugang zu einem ganz­tä­gi­gen Bil­dungs- und Betreu­ungs­an­ge­bot, das gewis­sen Qua­li­täts­an­sprü­chen genü­gen müs­se. Der Rechts­an­spruch bezie­he sich auf Werk­ta­ge und umfas­se 40 Stun­den pro Woche, aus­ge­nom­men sei­en maxi­mal vier Feri­en­wo­chen. Umge­setzt wer­den kön­ne der Anspruch sowohl über das Modell einer Ganz­tags­grund­schu­le als auch über die Kom­bi­na­ti­on aus Schu­le und Hort­be­treu­ung. Das Gesetz tre­te mit dem Schul­jahr 2026/27 in Kraft, zunächst nur für die Erstklässler*innen, bis dann ab 2029/30 der Rechts­an­spruch für alle Grund­schul­kin­der gelte.

Die Gemein­de­rä­tin erläu­ter­te, dass Gun­del­fin­gen schon vor eini­gen Jah­ren beschlos­sen habe, die Johann-Peter-Hebel-Grund­schu­le zu einer Ganz­tags­grund­schu­le umzu­ge­stal­ten. Kon­kre­te Schrit­te in die­se Rich­tung hin­gen aller­dings an der ent­schei­den­den Bau­fra­ge. Sie sprach von einer »Hen­ne-Ei-Pro­ble­ma­tik« und kün­dig­te an, dar­auf zu drän­gen, dass der Weg hin zur Ganz­tags­schu­le kon­zep­tio­nell mit Leben gefüllt wer­de. Für 2026 sei aber davon aus­zu­ge­hen, dass der Ganz­tags­an­spruch zunächst wei­ter­hin über die Kom­bi­na­ti­on aus Halb­tags­grund­schu­le, Hort und (ver­län­ger­ter) Kern­zeit­be­treu­ung abge­deckt werde. 

Heu­te sei es so, dass fast alle Grund­schul-Kin­der mit Betreu­ungs­be­darf einen Platz bekä­men, aller­dings nicht immer mit den gewünsch­ten Betreu­ungs­zei­ten, also bei­spiels­wei­se ver­län­ger­te Kern­zeit statt Hort. Sie ver­mu­te­te, dass auch mit dem Rechts­an­spruch nicht sehr viel mehr Eltern Betreu­ungs­plät­ze nach­fra­gen wür­den. Dage­gen wer­de das The­ma Feri­en­be­treu­ung genau­so wie die Fra­ge der Län­ge der Betreu­ungs­zeit mit dem Rechts­an­spruch stär­ker in den Vor­der­grund rücken. Hier bestehe auch für 2026 Handlungsbedarf.

Die anschlie­ßen­de Dis­kus­si­on kon­zen­trier­te sich ins­be­son­de­re auf die Fra­ge der Aus­ge­stal­tung eines Ganz­tags­schul­mo­dells. Dabei wur­de deut­lich, dass eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Ganz­tags­schu­le nicht nur Ver­läss­lich­keit bie­tet und so die Ver­ein­bar­keit von Erwerbs­ar­beit und Fami­lie för­dert, son­dern auch zur Chan­cen­gleich­heit aller Kin­der unab­hän­gig von der finan­zi­el­len Situa­ti­on des Eltern­hau­ses bei­trägt. Anne Stei­ner ver­wies hier­zu auf ver­glei­chen­de Stu­di­en (sie­he Links unter dem Arti­kel). Wich­tig sei hier aller­dings das päd­ago­gi­sche und orga­ni­sa­to­ri­sche Kon­zept. Eine Ganz­tags­schu­le in Wahl­form stel­le Schu­le und Gemein­de zudem vor gro­ße orga­ni­sa­to­ri­sche Her­aus­for­de­run­gen. Inso­fern plä­dier­te sie für eine gebun­de­ne Ganz­tags­schu­le, an der dann ein Wech­sel von Unter­richt, Selbst­lern­zeit und Spiel- und Tobe­zeit mög­lich sei. Aus Eltern­sicht sei­en dabei nur drei Tage Ganz­tag zu wenig – gera­de vor dem Hin­ter­grund des Rechts­an­spruchs wür­de dies zu einer Betreu­ungs­lü­cke füh­ren, die dann wie­der­um durch ande­re Ange­bo­te geschlos­sen wer­den müsse.

Mit Blick auf die Chan­cen­gleich­heit wur­de gefor­dert, Eltern­bei­trä­ge für Hort und Kern­zeit – die nur etwa ein Fünf­tel der Gesamt­kos­ten für einen Betreu­ungs­platz abde­cken – sozi­al zu staffeln. 

Eine wei­te­re Fra­ge, die ange­spro­chen wur­de, war die Mög­lich­keit, Ange­bo­te der Ver­ei­ne in die Ganz­tags­grund­schu­le zu inte­grie­ren und so früh­zei­tig Nach­wuchs zu gewin­nen. Die heu­te schon sehr akti­ve Mit­wir­kung der Ver­ei­ne an der Feri­en­be­treu­ung wur­de aus dem Publi­kum her­aus eben­so gelobt wie die hohe päd­ago­gi­sche Qua­li­tät von Grund­schu­le, Kern­zeit­be­treu­ung und Hort in Gun­del­fin­gen. Hier­an müs­se die Betreu­ung ab 2026 und eine mög­li­che Ganz­tags­grund­schu­le anschließen. 

Stu­di­en

Ber­tels­mann-Stif­tung (2016): Wie Eltern den Ganz­tag sehen: Erwar­tun­gen, Erfah­run­gen, Wün­sche, Ergeb­nis­se einer reprä­sen­ta­ti­ven Eltern­um­fra­ge. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/wie-eltern-den-ganztag-sehen-erwartungen-erfahrungen-wuensche

Stu­die zur Ent­wick­lung von Ganz­tags­schu­len (StEG), https://steg.dipf.de/de#2

GTS-Bilanz – Qua­li­tät für den Ganz­tag. Wei­ter­ent­wick­lungs­per­spek­ti­ven aus 15 Jah­ren Ganz­tags­schul­for­schung (2021). https://www.dipf.de/de/forschung/projekte/gts-bilanz-qualitaet-fuer-den-ganztag-weiterentwicklungsperspektiven-aus-15-jahren-ganztagsschulforschung#4