Das Mehrgenerationen-Projekt in Gundelfingen
Es ist soweit, das Warten, Planen, Abwägen und Kämpfen hat sich gelohnt. Ende Februar wird feststehen, welcher Träger das von einzelnen aktiven Bürgern ins Leben gerufene Projekt „MehrgenerationenWohnen Am Schobbach“ in die Tat umsetzen wird.
Zur Vorgeschichte: Im Zuge des Leitbildprozesses hatten 2012/13 die Arbeitsgemeinschaften „MehrgenerationenWohnen“ und „Pflege“ ein Konzept für das gemeindeeigene Grundstücke neben dem Kindergarten Tulpenbaum entwickelt. Die Gemeinde lud 2015–2016 zu drei Treffen eines Arbeitskreises ein. Das abgestimmte Konzept wurde im Landeswettbewerb Quartier 2020 mit 35.000 EUR ausgezeichnet. Mit diesem Geld wurde im vergangenen Jahr unter Federführung der Gemeinde eine Ausschreibung gemacht, die zum Ziel hatte, den am besten geeigneten Investor und Betreiber für das neuartige Modell zu finden.
Bereits Ende letzten Jahres hat ein Auswahlgremium von Gemeinderäten und Fachberatern 2 von 3 Bewerbern in die engere Wahl gezogen. Da es noch wichtige, inhaltliche Fragen zu klären galt, gab es im Januar ein weiteres Treffen bei dem deutlich wurde, welche der zwei Genossenschaften die Nase vorn hat.
Sowohl der Bauverein Breisgau als auch die weit über Freiburg hinaus bekannte OEKOGENO können ein solides, sehr gut durchdachtes bauliches Konzept vorweisen. Beide bringen entsprechende Erfahrung im Bereich generationsübergreifendes Wohnen mit ein. Auch haben beide auf ihre Flexibilität hinsichtlich der Bauweise, z.B. Außenfassade etc. hingewiesen.
Erfreulich die Tatsache, dass es trotz vieler Vorbehalte gelungen ist, den Großteil des von den Arbeitsgemeinschaften 2012/13 erstellten Konzeptes, zu berücksichtigen und in die Planung aufzunehmen.
Senioren, Familien, Alleinerziehende und Bürger mit Migrationshintergrund wohnen hier unter einem Dach. Dazu gehören Räumlichkeiten für Menschen mit Handicap, sowie eine Wohngemeinschaft für demenziell Erkrankte. Werden Bewohner pflegebedürftig, bleiben sie im Haus wohnen und können von einem Pflegedienst versorgt werden.
Geplant sind ausschließlich Mietwohnungen.
Wie im Konzept erarbeitet und gewünscht geht es um Durchmischung und Vielfalt. Durch Integration verschiedener Wohngruppen und der Möglichkeit ein lebenslanges, selbstbestimmtes Wohnen umzusetzen, kann auch Gundelfingen neue Wege beschreiten und den demographischen Wandel vermehrt in seine Planung und Baukultur mit einbeziehen.
Unterschiede zwischen den Bewerbern gibt es bezüglich des Nutzungskonzepts und der Herangehensweise sowie bezüglich der Finanzierung.
So plant der Bauverein Breisgau, in Gundelfingen etabliert und den meisten bekannt, eine 2–3 jährige Begleitung durch einen ihrer 2 Quartiersmanager bzw. einer Kooperation mit der Lebenshilfe. Anschließend soll die Betreuung von einem ehrenamtlichen Team aus Bewohnern und Bürgern übernommen werden.
Mieter kann werden, wer mindestens 3 Anteile besitzt und auf der Liste weit vorne steht.
Die OEKOGENO, bekannt durch das 2012 in Freiburg gegründete Projekt VAUBANaise, bewirbt sich mit einem bis in kleinste Details durchdachten Nutzungskonzeptes. Mit Hilfe eines bei ihnen angestellten Quartiersmanagers werden die Bewohner schon während der Bauphase mit einbezogen und auch weiterhin betreut. Die Genossenschaft bietet ein Vorschlagsrecht bei Neubelegung, bietet Beratung bei Auswahl und Finanzierung von Assistenz- und Pflegebedarf sowie Sozialdienste und all das nicht nur während der Gründungsphase. Die OEKOGENO plädiert für die Auswahl der Bewohner nach Eignung, nicht nach Warteliste, Geld oder Schnelligkeit.
Ihre Philosophie ist ein modernes, durchmischtes und selbstbestimmtes Wohnen der Zukunft. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit Bürgerbeteiligung mittels Finanzierung und interessanter Verzinsung zu fördern.
Starke Identifikation und Verbindung mit dem Projekt stellen sie in den Vordergrund.
In einer Informationsveranstaltung am 23.01.2019 wird das Projekt vorgestellt und die Unterschiede beider Betreiberkonzepte diskutiert. Die Teilnehmer der Arbeitsgemeinschaften und alle Interessierten am Projekt Bundesstrasse 10 sind gespannt. Die eingereichten Arbeiten sind schon jetzt im Foyer des Ratsaals ausgestellt.
Im Februar soll der Gemeinderat entscheiden, welche Genossenschaft den Zuschlag erhält.
Endlich ein Vorhaben in Gundelfingen, was von Anfang bis Ende mit Bürgerbeteiligung und größtmöglicher Transparenz umgesetzt wird. Weiter so!
Dr. B. Fischer-Wackes GRÜNE, Mitglied des Auswahlgremiums
Wolfgang Losert, BÜT, Mitglieds des Auswahlgremiums