Rede Sigrun Schell, Flüchtlingshelferkreis

Wir doku­men­tie­ren hier den Rede­bei­trag von Sig­run Schell für den Flücht­lings­hel­fer­kreis bei der Demons­tra­ti­on am 17.02.2024.

Lie­be Freun­din­nen und Freun­de der Demokratie,

es ist wirk­lich toll, dass wir nach den vie­len gro­ßen Demons­tra­tio­nen im gan­zen Land auch in Gun­del­fin­gen Flag­ge zei­gen und gegen Hass und Het­ze auf die Stra­ße gehen.

Wir, die Hel­fe­rin­nen und Hel­fer des Flücht­lings­hel­fer­krei­ses bedan­ken uns bei den Orga­ni­sa­to­ren und bei allen, die die­se Ver­an­stal­tung so kurz­fris­tig durch ihre Mit­hil­fe ermöglichen.

Vie­le Gun­del­fin­ger Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger, die eine Ein­wan­de­rungs­ge­schich­te haben, sind in Sor­ge. Sie sor­gen sich, ob sie von den bekannt gewor­de­nen Plä­nen zur soge­nann­ten »Remi­gra­ti­on« betrof­fen wären. Ja, sie wären betrof­fen, weil Zitat: »Asyl­be­wer­ber, Aus­län­der mit
Blei­be­recht und nicht assi­mi­lier­te Staats­bür­ger« außer Lan­des geschafft wer­den sol­len, übri­gens zusam­men mit uns, die wir die­se Men­schen unterstützen.

Die­se Ent­hül­lun­gen sind der Trop­fen, der das Fass zum Über­lau­fen bringt. Wir sind es leid, dass eine laut schrei­en­de Min­der­heit die Gren­ze des Sag­ba­ren und Denk­ba­ren immer wei­ter nach rechts ver­schiebt und unver­hoh­len, vor­zugs­wei­se im Inter­net, Hass und Het­ze und popu­lis­ti­sche Des­in­for­ma­ti­on verbreitet.

Flag­ge zei­gen, Stirn­bie­ten und mit Hal­tung für unse­re demo­kra­ti­schen Wer­te ein­tre­ten – das soll­te unse­re Ant­wort dar­auf sein und ich hof­fe, dass wir hier damit anfan­gen und auch weitermachen.

Vie­le der bei uns leben­den Geflüch­te­ten haben Erfah­run­gen in unde­mo­kra­ti­schen Staa­ten gesam­melt, ken­nen staat­li­che Repres­sio­nen, Ver­fol­gung, Ver­haf­tung, Unter­drü­ckung oder Kor­rup­ti­on. Von ihnen kön­nen wir ler­nen, unse­re Recht­staat­lich­keit und Frei­heit wie­der mehr wert­zu­schät­zen und demo­kra­ti­sche Errun­gen­schaf­ten nicht als selbst­ver­ständ­lich gege­ben anzusehen.

Gemein­sam in Viel­falt: Unter die­sem Mot­to fei­er­ten wir Gun­del­fin­ger hier vor zwei Jah­ren ein tol­les Fest in und vor der Hal­le. Men­schen mit und ohne Ein­wan­de­rungs­ge­schich­te kamen ins Gespräch, rede­ten mit­ein­an­der und nicht nur über­ein­an­der. Vie­le emp­fin­den sol­che Kon­tak­te als gro­ße Bereicherung.

Natür­lich ist Viel­falt auch anstren­gend und eine gro­ße Her­aus­for­de­rung. Aber gera­de weil dies so ist, weil es kei­ne ein­fa­chen Lösun­gen gibt, dür­fen wir die­ses The­ma nicht den­je­ni­gen über­las­sen, die mit Hass,
Men­schen­ver­ach­tung und Wut­rhe­to­rik nur spal­ten wollen.

Gemein­sam in Viel­falt und nie wie­der Ein­falt! Vie­len Dank!