Bei unserem Grünen Treff am 12. März wurde leidenschaftlich für den Erhalt des Grünzuges am Mooswald plädiert und sachlich auf der Grundlage von Regionalplänen und offiziellem Kartenmaterial argumentiert. Als Reaktion auf den Artikel in der Badischen Zeitung vom gleichen Tag hat der Vorstand des Grünen OVs Gundelfingen-Wildtal zusammen mit der Grünen Fraktion im Gundelfinger Gemeinderat folgende Presseerklärung herausgegeben:
In der BZ vom 12. März wurde unter der Überschrift „Ideen für ein gemeinsames Gewerbegebiet“ von Gesprächen des Bürgermeisters Walz mit der Stadt Freiburg berichtet. Es geht um eine Kooperation bei der Ausweisung und Planung eines neuen Gewerbegebiets auf Gundelfinger Gemarkung. Ein etwa 4ha großes Gebiet westlich der B3, an das Freiburger Gewerbegebiet anschließend, begrenzt von Schobbach, Hagelbach und Mooswald.
Wir wundern uns zunächst einmal darüber, dass der Gundelfinger Bürgermeister mit dem Baubürgermeister Freiburgs Gespräche über ein solch sensibles Thema führt, ohne dass davon im Gemeinderat und der Bürgerschaft etwas bekannt ist oder gar eine Diskussion geführt worden wäre. Was uns misstrauisch macht, ist die ausweichende Antwort von Herrn Walz auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass sich Amazon hier ansiedeln könnte. Wer etwas nicht ausschließt, hält sich die entsprechende Option wohl offen.
Für uns wäre das ein Horrorszenario: Freiburg unterstützt Gundelfingen bei Herausnahme des Gebiets als nicht bebaubarem Grünzug aus dem Regionalplan und bei der Erschließung des Gebiets, Gundelfingen ermöglicht Amazon den Bau eines großen Logistikzentrums mit hohem Verkehrsaufkommen und entsprechendem CO2 Ausstoß. Die Firma Amazon würde an die Gemeinde Gundelfingen keine Gewerbesteuer entrichten, sondern nur im Ort ihres Mutterhauses. Solchen Plänen werden wir uns als Grüne entschieden widersetzen.
In den letzten Jahrzehnten war es Konsens, dass der westlich der B3 auf Gundelfinger Gebiet gelegene Grünzug unangetastet bleibt. Er dient dem Schutz der Landschaft, bietet Lebensraum für Pflanzen und Tiere, wird landwirtschaftlich genutzt und hält Flächen frei zwischen bebauten Gebieten.
Zudem ist das ins Auge gefasste Gelände als Überflutungsfläche für seltene und extreme Hochwasser ausgewiesen. Statt wie in den damals ersten Plänen an den Obermatten werden extreme Wassermassen, die von Zähringen und dem Wildtal aus dem Roßkopfgebiet kommen, auf diese Fläche westlich der B3 gelenkt. Das gilt für extreme und seltene Hochwasser. Wir sollten aber bedenken, dass als Folge des Klimawandels Extremwetter und auch Extremniederschläge zunehmen und häufiger auftreten, als in den 10–15 Jahre alten Plänen angenommen. Gundelfingen wäre deshalb gut beraten, schon aus diesem Grund diese Fläche freizuhalten.
Im Zuge des Klimawandels werden die Sommer immer heißer: mit noch mehr versiegelter Fläche würde mehr Hitze entstehen. Der wichtige Frisch- und Kaltluftausgleich zwischen Bergwald und Mooswald würde durch eine Bebauung an dieser Stelle empfindlich gestört.
Wenn man bedenkt, dass pro Tag in Deutschland 60 Hektar Freifläche neu bebaut werden (das entspricht 82 Fußballfeldern) und die Masse und Vielfalt der Insekten von 2008 bis 2017, je nach Gebiet um 34 bis 67% zurückgegangen ist, wie kann man nach dem Motto »Wachstum um jeden Preis« eine wertvolle Grünfläche zerstören und versiegeln? Angesichts der drohenden Klimakatastrophe ist dringend Umsteuern angesagt.
Wenn es dem Bürgermeister ernst ist mit der „Ansiedlung innovativer Technologien, der Digitalisierung, sowie Forschungsvorhaben“ braucht es keine neuen Flächen, sondern eine bessere Nutzung vorhandener. Das Gewerbegebiet in Gundelfingen ist weitgehend einstöckig bebaut. Büros und Forschungslabore können auch im 2. oder 3. Stock von Gebäuden entstehen. 2018 wurde für Gundelfingen ein Gutachten erstellt, das genau dies vorschlägt: Aufstockung bestehender und Bau neuer, mehrgeschossiger Gebäude. Die Grüne Fraktion trägt daher den Beschluss des Gemeinderats mit, das bereits vohandene Gewerbegebiet möglichst schnell neu zu überplanen und durch einen veränderten Bebauungsplan hier größere Gebäude zu ermöglichen.
Wir unterstützen die Gundelfinger Betriebe und freuen uns, dass sie Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und durch ihre Gewerbesteuer dazu beitragen, unsere sehr gute soziale Infrastruktur zu finanzieren. Die Gundelfinger Grünen lehnen jedoch die Pläne für ein neues Gewerbegebiet ab und appellieren an alle Verantwortlichen, die wertvollen Grünflächen jenseits der B3 zu erhalten.
Gerhard Sommer
für den Vorstand des Grünen OV Gundelfingen
Evi Tondré
für die Grüne Gemeinderatsfraktion