Bericht aus dem Kreistag

Landratswahl

Ende Febru­ar ver­ab­schie­den wir unse­re Land­rä­tin Frau Störr-Rit­ter nach 16 Jah­ren Amts­zeit. In der letz­ten Kreis­tags­sit­zung am 18.12.2023 wur­de unser neu­er Land­rat, Herr Dr. Ante, seit 2009 Bür­ger­meis­ter von Merz­hau­sen, mit knap­per Mehr­heit gewählt (34 Ante, 27 Culm­see, 2 Enth.). Nicht unser Wunsch­kan­di­dat – die Frak­ti­on GRÜNE hat­te sich für den Lei­ter des Dezer­nats Jugend und Sozia­les, Herrn Culm­see, ein­ge­setzt, der auch bei den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern des Land­rats­amts ein hohes Anse­hen genießt.

Letzt­lich haben CDU und FW ihre Mehr­heit durch­ge­setzt. Den­noch sind wir fest ent­schlos­sen, ab 1. März mit dem neu­en Land­rat den Land­kreis mit neu­en Impul­sen in die Zukunft zu füh­ren. Wir wer­den sehen, wie das funk­tio­nie­ren wird.

Haushalt

Im Dezem­ber hat der Kreis­tag den Haus­halts­plan für 2024 ver­ab­schie­det. Der 16. gemein­sa­me Haus­halts­plan mit der Land­rä­tin und unse­rem Dezer­nats­lei­ter Herrn Wis­ser und, so hat ihn Herr Wis­ser ein­ge­führt, „auch unser schlech­tes­ter“. Dies ist der Not geschul­det: Ener­gie­kri­se, Flücht­lings­kri­se, Fach­kräf­te­man­gel und zuneh­mend hohe Tarif­ab­schlüs­se. Dem Land­kreis und den Kom­mu­nen geht es finan­zi­ell nicht gut, die Auf­ga­ben und damit Aus­ga­ben stei­gen ste­tig, die Ein­nah­men und Zuschüs­se aber nicht entsprechend.

Sehr posi­tiv ist , dass die Frei­wil­lig­keits­leis­tun­gen des Land­krei­ses, mit denen wir psy­cho­so­zia­le Bera­tungs­stel­len, Ver­ei­ne, enga­gier­te Grup­pen aus Kul­tur und Brei­ten­sport finan­zi­ell unter­stüt­zen, unan­ge­tas­tet bleiben.

Der Land­kreis hat kaum eige­ne Ein­nah­me­quel­len und finan­ziert sich daher aus Zuschüs­sen, Zuwei­sun­gen und der Kreis­um­la­ge, das ist der Anteil, den die fünf­zig Kom­mu­nen des Land­krei­ses an die­sen abfüh­ren. All­jähr­lich wie­der­holt sich ein unschö­nes „Spiel­chen“, dass näm­lich CDU und FW wider bes­se­ren Wis­sens bean­tra­gen, die Kreis­um­la­ge unter das von der Ver­wal­tung für gera­de noch ver­tret­bar erklär­te Maß zu sen­ken – die Kom­mu­nen sol­len weni­ger zah­len müs­sen, der Land­kreis sich dafür abseh­bar noch mehr verschulden.

Die­ses Jahr haben die­se bei­den Frak­tio­nen bean­tragt, die Kreis­um­la­ge dadurch zu sen­ken, dass die soge­nann­te glo­ba­le Min­der­aus­ga­be bzw. glo­ba­ler Min­der­auf­wand von vor­ge­se­hen 1 Mio. € auf 2 Mio. € erhöht wird. Die Min­der­aus­ga­be ist von der Ver­wal­tung über die Per­so­nal- und Sach­kos­ten sei­tens der Fach­be­rei­che und Dezer­na­te zu erbringen.

Des­we­gen hat die Frak­ti­on GRÜNE den Haus­halt abge­lehnt, da die Ein­spa­run­gen (Kreis­um­la­ge von 34,48 auf 33,99 Punk­te abge­senkt) zu Las­ten des drin­gend benö­tig­ten und ohne­hin unter­be­setz­ten Per­so­nals gehen werden.

Der größ­te Anteil der im Land­kreis Beschäf­tig­ten arbei­tet im Dezer­nat Jugend und Sozia­les. Also wird die Erhö­hung des glo­ba­len Min­der­auf­wands die­ses Dezer­nat am meis­ten tref­fen, was auf die Qua­li­tät der Dienst­leis­tun­gen, auch beim Schutz­auf­trag bei Kin­des­wohl­ge­fähr­dung und der prä­ven­ti­ven Ange­bo­te der Frü­hen Hil­fen Aus­wir­kun­gen haben kann.

Klimaschutz

Jedes Jahr bre­chen die Tem­pe­ra­tu­ren auch im Land­kreis neue Rekor­de, Tro­cken­zei­ten und Unwet­ter neh­men zu. Der Land­kreis hat seit Anfang 2020 eine Kli­ma­schutz­ma­na­ge­rin und hat im Juli 2021 sein ener­gie- und kli­ma­po­li­ti­sches Leit­bild verabschiedet.

Die Kli­ma­schutz­ma­na­ge­rin, Frau Bar­den, legt uns jähr­lich einen Bericht vor, an dem das Kli­ma­team mit Ver­tre­tern aus zwölf kli­ma-rele­van­ten Fach­be­rei­chen mit­wirkt. Dar­in ist auf­ge­führt, wel­che Kli­ma­schutz­maß­nah­men im lau­fen­den Jahr umge­setzt wur­den und was noch aus­steht, gleich­zei­tig erstellt das Kli­ma­team unter Lei­tung von Frau Bar­den einen Maß­nah­men­plan für das kom­men­de Jahr. Unser Augen­merk gilt dabei immer der Fra­ge: Wo kön­nen wir noch mehr tun, um Treib­haus­gas­emis­sio­nen zu sen­ken, die Ener­gie- und Ver­kehrs­wen­de voranzubringen?

Klimaanpassung

Wir alle wis­sen, dass auf­grund der Kli­ma­kri­se die Kli­ma­an­pas­sung eben­falls drin­gend not­wen­dig wird, um die dras­ti­schen Fol­gen zumin­dest abzumildern.

Dazu hat der Land­kreis seit Janu­ar 2023 eine Kli­ma­an­pas­sungs­ma­na­ge­rin, die für den Land­kreis ein Kli­ma­an­pas­sungs­kon­zept erstellt. Das durch das Land geför­der­te Pro­jekt läuft (zunächst) bis 12/2024, Zie­le: Erar­bei­tung eines Anpas­sungs­kon­zepts mit Maß­nah­men­ka­ta­log, Ver­ste­ti­gungs­stra­te­gie und Controlling-Konzept.

Ers­te Bei­spie­le für Umset­zun­gen: Maß­nah­men für die Trän­ke-Was­ser­ver­sor­gung der durch die Dür­ren bedroh­ten Wei­den des Land­krei­ses; ers­te Modell­an­la­gen zur Viti-PV (Blan­ken­horn­s­berg bei Ihrin­gen), die den Wein­an­bau im Kai­ser­stuhl Kli­ma-fit machen sol­len; PV-Kam­pa­gne „Dein Dach kann mehr – Son­nen­strom haus­ge­macht“ (in Anleh­nung an die Kam­pa­gne der Stadt Freiburg).

Das eben­so drän­gen­de The­ma Umgang mit der kost­ba­ren Res­sour­ce Grund­was­ser wird uns die nächs­ten Jah­re mehr und mehr beschäf­ti­gen, die land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen des süd­li­chen Breis­gau sind beson­ders betrof­fen. Land­wir­te, Gemein­den und Land­rats­amt arbei­ten daher an einer Struk­tur, um den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels für die Land­wirt­schaft ent­ge­gen­zu­wir­ken. Für einen res­sour­cen­scho­nen­de Bewäs­se­rung sol­len zwei Ver­bän­de gegrün­det wer­den für eine Flä­che von 1520 ha: 1) Was­ser­be­reit­sstel­lungs­ver­band (Kri­tik: will Was­ser aus dem Hart­hei­mer See, der der Fir­ma Kno­bel gehört, ent­neh­men), 2) Beregnungsverband.

Das Für und Wider der Neu­grün­dun­gen wird hef­tig dis­ku­tiert, die Sat­zun­gen der Ver­bän­de sind noch nicht fest­ge­legt, der Ein­fluss des Kreis­tags aber gering.

Unterbringung Geflüchteter

Gemein­sam mit dem Land­kreis plant Gun­del­fin­gen zwei neue Flücht­lings­un­ter­künf­te an der Wald­stra­ße für ca. 120 geflüch­te­te Men­schen in Holz­bau­wei­se (Vor­bild Frei­burg-Zäh­rin­gen), mit einer Über­gangs­lö­sung am Bau­hof, über die wohl kei­ner glück­lich ist. 

Eines der bei­den Gebäu­de soll in der Hand des Krei­ses blei­ben (vor­läu­fi­ge Unter­brin­gung für die Dau­er der Bear­bei­tung des Antrags auf Asyl), das zwei­te ist vor­ge­se­hen für Geflüch­te­te, die der Land­kreis im Rah­men der  Anschluss­un­ter­brin­gung zuwei­sen wird. Den Beschluss, bei der Flücht­lings­un­ter­brin­gung auf Nach­hal­tig­keit zu set­zen und 1500 Plät­ze in Fest­bau­wei­se zu schaf­fen, hat der Kreis­tag im Novem­ber 2023 gefasst. Dadurch wird auch sozia­ler Wohn­raum geschaf­fen, da die Unter­künf­te, wenn sie nicht (mehr) für Flücht­lin­ge benö­tigt wer­den, dafür genutzt wer­den kön­nen und sollen.

Fessenheim

Technocentre/EDF: Die Ver­wer­tungs­an­la­ge für schwach radio­ak­tiv belas­te­ten Schrott am elsäs­si­schen Stand­ort Fes­sen­heim wird von der EDF wei­ter vor­an­ge­trie­ben, (geplan­te Inbe­trieb­nah­me 2031), was von deut­scher Sei­te immer wie­der kri­ti­siert und abge­lehnt wird. Die Öffent­lich­keit in der grenz­na­hen Regi­on soll laut EDF ein­ge­bun­den wer­den. Der Rück­bau des AKW Fes­sen­heim soll 2026 begin­nen. Für 2027 erwar­tet das Regie­rungs­prä­si­di­um Frei­burg dann die von der EDF ver­spro­che­ne Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung (enquête publi­que), das Regie­rungs­prä­si­di­um will das Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren auf­merk­sam ver­fol­gen und die Inter­es­sen der deut­schen Sei­te im Rah­men die­ses Ver­fah­rens ein­brin­gen. Der Kreis­tag wird sich bei der Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung im Rah­men sei­ner Mög­lich­kei­ten wei­ter aktiv einbringen.

Sil­ke Eis­feld
Kreis­rä­tin für den Wahl­kreis Gun­del­fin­gen, Heu­wei­ler, Glot­ter­tal, St. Peter