Im grünen Programm zur Kommunalwahl 2019 heißt es: „In unserem Verkehrskonzept denken wir Verkehrs- und Ortsentwicklung zusammen, und werben daher intensiv um bürgerschaftliche Unterstützung für den Weiterbau der bereits vom ZRF budgetierten Straßenbahnlinie.“
Genau vor diesem Hintergrund – und bestätigt noch einmal durch einen politischen Beschluss des Ortsverbandes – unterstützen wir Grüne das Bürgerbegehren für die Wiederaufnahme der Planungen für die Straßenbahn. Die grünen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte setzen sich für das Programm ein, für das sie gewählt worden sind.
Gleichzeitig ist es wichtig, sich noch einmal vor Augen zu halten, dass eine Vielzahl der offenen Fragen zur Straßenbahn nur beantwortet werden können, wenn die Planungen aus den 1990er Jahren aktualisiert werden.
Selbst diejenigen, die sich jetzt skeptisch zur Straßenbahn stellen oder darauf verweisen, dass für eine informierte Entscheidung des Gemeinderats noch Fragen zu klären sind, sollten also ein Interesse daran haben, dass jetzt die Planungen auf den neuesten Stand gebracht werden.
Auf dieser Grundlage kann dann abgewogen werden, ob die Gemeinde sich für den Weiterbau der Straßenbahn ausspricht.
Wichtig ist es uns dabei, dass die Entscheidung auf Basis von Fakten getroffen wird – nicht auf der Basis von Meinungen und Vermutungen.
Einige Fragen lassen sich heute schon klären. Dazu hat der grüne Ortsverband bereits im März einen „Faktencheck Straßenbahn“ veranstaltet, an dem u.a. Bauamtsleiter Björn Seitz für die Gemeindeverwaltung Fragen beantwortet hat. Und in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 25. Mai wurden sehr konkrete Punkte seitens der grünen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten angesprochen. Zusammen mit den an diesem Abend dargestellten Einschätzungen der eingeladenen Experten ergibt sich daraus bereits ein recht klares Bild.
Zeitplan: Der Straßenbahnbetrieb würde frühestens in zehn bis fünfzehn Jahren starten. Es geht also darum, jetzt eine Entscheidung mit Weitblick zu treffen.
Attraktives Angebot – Taktung und Anbindung: Aus den Ausführungen in der öffentlichen Gemeinderatssitzung wurde deutlich, dass mindestens ein 15-Minuten-Takt angestrebt wird. Ein großer Vorteil einer Straßenbahn gegenüber einem Bus-System liegt darin, dass auf Umstiege verzichtet werden kann. Dies erhöht die Attraktivität dieses umweltfreundlichen Verkehrsmittels deutlich.
Gleichzeitig ist eine Straßenbahn für eine Gemeinde wie Gundelfingen nur dann sinnvoll, wenn eine Verknüpfung z.B. mit einem Bussystem, das etwa Wildtal anbindet, gegeben ist.
Ökologischer Vorteil für die Straßenbahn: Aus ökologischer Sicht am besten schneiden Fuß- und Radverkehr ab. Danach kommen Nahverkehrssysteme. Hier ist die Straßenbahn als Schienenfahrzeug besser als der Bus. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Straßenbahnbetrieb wie bei der VAG mit Ökostrom stattfindet und wenn bei Bussen die Feinstaubemissionen durch Reifen- und Bremsenabrieb berücksichtigt werden.
Wir gehen weiterhin davon aus, dass ein deutlich komfortableres ÖPNV-Angebot als heute dazu führen wird, dass weniger Auto gefahren wird.
Eine Straßenbahnanbindung hilft zudem, das Baugebiet Nägelesee-Nord autoarm zu halten – dass das funktioniert, zeigen die Erfahrungen mit Freiburgs Neubaugebieten mit guter Straßenbahnanbindung.
Neue Planung notwendig: Die Planung aus den 1990er Jahren ist überholt und müsste auch aufgrund neuer technischer Gegebenheiten und neuer verkehrlicher Erfordernisse (Radwege!) angepasst werden. Teile der Strecke von der Gundelfinger Straße bis zur Waldstraße würden eingleisig geführt, auf eine Wendeschleife am Bahnhof kann verzichtet werden, da diese für neuere Straßenbahnmodelle nicht mehr erforderlich ist. Anders als früher angenommen, bliebe zum Beispiel der Bahnhof am jetzigen Standort und müsste nicht versetzt werden.
Wo Masten aufgestellt werden müssten und wo eine Hängung von Oberleitungen zwischen Häusern möglich ist, kann ebenso wie die konkrete Gestaltung der Straßenbahnhaltestellen und die Verknüpfung mit Rad und Autoverkehr erst nach Neuplanung beantwortet werden. Deswegen ist es wichtig, jetzt eine solche Planung aufzusetzen – dann können diese Punkte beantwortet werden.
Finanzierung: Die Straßenbahn hat als regional bedeutsames Projekt beste Chancen, über den ZRF – das sind die Stadt Freiburg und die beiden Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen – und von Land und Bund finanziert zu werden. Nach jetzigem Stand würde der ZRF auch die Planungskosten übernehmen.
Nur für den Fall, dass eine Vorplanung stattfindet, und dann eine Entscheidung gegen die Straßenbahn gefällt wird, entstehen der Gemeinde Planungskosten. Hier geht es also um eine überschaubare Summe.
Kosten für die Gemeinde entstehen zum anderen immer dann, wenn beim Bau der Straßenbahnlinie über den jetzigen Zustand hinausgehende Verbesserungen umgesetzt werden, etwa eine neue Pflasterung oder eine Modernisierung von Abwasserkanälen.
Nicht über den ZRF finanzierbar sind dagegen Teillösungen oder andere Verkehrskonzepte wie beispielsweise ein Shuttlebussystem, da diese nicht regional bedeutsam sind. Diese müssten also komplett von der Gemeinde selbst getragen werden – die Planung ebenso wie der Betrieb.
Eine Entscheidung mit Folgen für die Region
In der Gesamtabwägung sprechen aus unserer Sicht all diese Punkte für die Straßenbahn – mindestens aber dafür, so schnell wie möglich in die Planung zu gehen, um eine aktualisierte Entscheidungsgrundlage im Gemeinderat zu haben.
Als Gemeinde mit inzwischen fast 12.000 Einwohnerinnen und Einwohnern trägt Gundelfingen Verantwortung – für alle Menschen, die in Gundelfingen und Wildtal leben, aber auch mit Blick auf die Verknüpfungen mit der Region.
Wir setzen uns für eine moderne, lebendige, weltoffene und zukunftsorientierte Gemeinde ein. Dazu passt ein attraktives und nachhaltiges Verkehrskonzept, in dem die Straßenbahn eine tragende Rolle spielen wird.
Da im Gemeinderat selbst derzeit eine Mehrheit für eine Wiederaufnahme der Planung nicht in Sicht ist, begrüßen wir es, dass die Bürgerinnen und Bürger das Heft mit dem Bürgerbegehren selbst in die Hand genommen haben. Wir rufen dazu auf, beim Bürgerentscheid für die Wiederaufnahme der Planungen zu stimmen.